Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
der Kfz-Branche geht es überwiegend gut bis sehr gut. Es gibt nicht wenige Hersteller und davon abhängende Unternehmen, welche die besten Ergebnisse aller Zeiten erwirtschaften. Da sind nur wenige Wolken am sonst strahlend blauen Himmel.
Dennoch rumort und brodelt es leise im Untergrund und wieder einmal haben die Schönwetterredner vergessen, neben den Meteorologen auch die Seismologen zu befragen, die sich mit Unterirdischem, wie etwa tektonischen Verschiebungen und Spannungen befassen - mithin den Ursachen von Erdbeben und Tsunamis.
Das hatten auch die gerade vor Gericht stehenden Erbauer des Atomkraftwerks in Fukushima vergessen und so braute sich vor sechs Jahren unter der inzwischen zur schrecklichen Wirklichkeit gewordenen „strahlenden“ Oberfläche vernichtendes Unheil zusammen.
Auch im internationalen Kfz-Geschäft verschieben sich kontinuierlich die tektonischen Platten - allerdings ohne, dass die Gläser des im Sonnenlicht funkelnden Champagners anfangen, ein warnendes Klirren von sich zu geben.
Und es ist auch hier, wie in der Natur: Wer die Erdbebengefahr ignoriert und sparsam gebaut hat, steht plötzlich für den Trümmern seiner Existenz.
Wer nun die Naturgewalten beschimpft, macht den nächsten Fehler, denn die kann man nicht bekämpfen, sondern nur studieren und dann lernen, mit ihnen umzugehen.
Die das Kfz-Geschäft beeinflussenden Naturgewalten sind schnell ausgemacht:
Globalisierung - Digitalisierung - Klimaschutz - Konzernmacht - Verbraucherschutz.
All diese Elemente haben gemeinsam, dass sie kontinuierlich und meist unmerklich in Bewegung sind und nur gelegentlich die zerstörerische Gewalt von Erdbeben und Tsunamis erahnen oder zu Tage treten lassen.
- Die Globalisierung vernichtete seit einigen Jahrzehnten Arbeitsplätze in Wohlstandsländern mit erfolgreich, gleichwohl wenig perspektivisch arbeitenden Gewerkschaften.
- Die Digitalisierung hat zunächst 10 Jahre den freien Kfz-Handel zulasten des Vertragshandels gefördert, jetzt sind die IT-Anbieter und Herstellerkonzerne an der Reihe und vernichten den Speckgürtel des Kfz-Geschäfts und alles, was man nicht mehr braucht oder glaubt, nicht mehr zu brauchen. Der Roboter als Autoverkäufer ist bereits Realität und er kann vieles besser, als die meisten seiner Kollegen aus Fleisch und Blut.
- Der Klimaschutz ist eine dringende Notwendigkeit wie auch gleichzeitig ein Riesen-Geschäftsmodell und dient nicht nur dem Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe zur Existenzsicherung. Die Politik agiert regelmäßig im gigantischen Kräftefeld zwischen Arbeitsplätze-sichernder Industrie und Grüner Lobby und bringt dabei eher verzweifelt Gesetze und Vorschriften auf dem Weg, die unklar formuliert sowie leicht zu umgehen sind und so schließlich zum Futter für Juristen werden. Die Pkw-EnVKV, wie auch der Diesel-Skandal dürften wohl seit langem zur größten Gelddruckmaschine für Abmahnvereine und Rechtsanwälte geworden sein.
- Wer die Macht der Konzerne studieren will, findet hierfür nicht nur bei eBay/mobile und Hyundai genügend Material. Die größte und sich mit hoher Geschwindigkeit bewegende tektonische Platte dürfte Google heißen, was die deutschen und europäischen Wettbewerbshüter inzwischen auf den Plan gerufen haben. Die jüngst verhängte Milliardenstrafe ist ein Meilenstein und gibt Hoffnung.
- Last, but not least der Verbraucherschutz, denn auch er nährt und beschäftigt inzwischen deutlich mehr Schutztruppen, als benötigt werden. Er unterscheidet sich von den übrigen Gewalten lediglich durch fehlende Eruptionen und vernichtet das Geld von Unternehmen beziehungsweise am Ende von Verbrauchern schleichend, denn die rundum-sorglos-Wohlfühltemperatur, die vom dauerhaltbaren Gebrauchtwagen ausgeht, kostet Geld und nur wem die Fähigkeit zum kaufmännischen Denken fehlt, glaubt noch an den Geldspeicher von Dagobert Duck, dessen Inhalt es gerechterweise gleichmäßig zu verteilen gilt.
Soweit, verehrte BVfK-Mitglieder eine kurze Bestandsaufnahme vom Leuchtturm am Bundeskanzler Platz in Bonn. Vieles, von dem was geschieht, liegt täglich auf unseren Schreibtischen. Wir kümmern uns regelmäßig um hunderte von Einzelfälle unserer Mitglieder eben so, wie um die Großwetterlage und nicht zuletzt auch die tektonischen Platten, an denen wir empfindliche Seismografen montiert haben, um die Statik Ihrer Autohäuser besser berechnen zu können und auch die Unwetter-Vorhersagen präzisieren zu können.
Zum Abschluss ein Tipp: Bierkrüge sind stabiler als Champagnergläser und Flachbauten stürzen nicht so schnell ein, wie Wolkenkratzer!
In diesem Sinne:
Alles Gute für Ihren Autohandel!
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
Feedback immer gerne direkt an: vorstand@bvfk.de